Das Dorf Farao:
Das Dorf liegt
in der Southern Provinz im District Siavonga
am Kafue River, ca. 20 Kilometer von der Provinzhauptstadt Chirundu entfernt.
Die drei Ortsteile erstrecken sich entlang
des Sambesi über weite Flächen des Buschlandes. Das Dorf hat ca. 1.000
Einwohner, wobei es unter den Erwachsenen im Dorf einen deutlichen
Frauenüberschuss gibt, da die Männer meist an anderen Orten arbeiten.
Die Familien leben
meist in traditionellen Rundhütten. Diese sind aus selbst hergestellten
Lehmziegeln gebaut und werden mit Palmenwedeln abgedeckt. Andere Hütten
bestehen aus Stämmen, die durch ein Zweiggeflecht verdichtet werden. In den
Hütten gibt es außer einigen Gefäßen zum Wasser holen und Kochen keine
Gegenstände. Der Boden aus gestampftem Lehm ist Sitz- und Schlafstätte zugleich
und die wenigsten Familien haben Decken.
In Farao gibt
es keine Elektrizität. Der Strom,
der durch den angestauten Sambesi gewonnen wird, wird in Oberlandleitungen über
dem Dorf in andere Regionen geleitet. Das Dorf selbst ist jedoch nicht an das
Stromnetz angebunden. Das Tageslicht bestimmt das Leben im Dorf. Die Sonne scheint
das ganze Jahr hindurch von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends. In dieser
Zeit spielt sich das Familienleben vor
dem Haus, oft um den Feuerplatz ab.
Das Wasser
müssen sich die Dorfbewohner aus dem einzigen
Brunnen des Dorfes holen, der durch Fußpedale betrieben wird. Mit Gefäßen
aller Art tragen die Frauen das Wasser zu ihren Hütten. Die Wäsche und Geschirr
wird im Fluss gewaschen.
Die zum
Dorf gehörenden Felder werden gemeinschaftlich bewirtet. Es wird hauptsächlich Mais und Sorkum (eine Hirseart)
angebaut. Nach der Ernte wird das Getreide in einer zentralen Rundhütte auf
Stelzen gelagert und unter den Dorfbewohnern verteilt. Hirsebrei aus Sorkum ist die Hauptmahlzeit; Fleisch oder Fisch gibt
es fast nie. Die Ernährung vor allem der Kinder wird durch in der Natur
wachsende Früchte ergänzt. Aus Mangos,
Papayas und Bananen stellen die Frauen einen Saft her, der zur täglichen
Ernährung der Kinder gehört. Es gibt zwar einige wenige Ziegen und Hühner im
Dorf, doch ihr Unterhalt ist schwierig, gibt es doch kaum ausreichend Nahrung
für die Bewohner.
Vor allem
die Abhängigkeit von den angebauten Getreidearten ist ein großes Problem, denn
oft fällt durch das Ausbleiben der
Regenzeit die Ernte aus. Auch die Regenzeit November 2006 bis Februar 2007
ist ausgefallen. Um die größte Not
zu lindern, versorgt in diesen Fällen der Staat das Dorf mit
Getreidelieferungen und neuem Saatgut.
Ein festes
Einkommen haben nur zwei oder drei Personen im Dorf. Die meisten männlichen
Bewohner verdingen sich als Tagelöhner
oder Wanderarbeiter oder ziehen in den Norden, um in den Kupferminen zu
arbeiten. Eine Berufsausbildung ist in Abhängigkeit der fehlenden Schulbildung
für die Bewohner von Farao nicht möglich.
Die Dorfgemeinschaft ist überwiegend in traditionellen afrikanischen
Strukturen verbunden. Es gibt einen Dorfältesten, den Senior Headman, der alle
das Dorf betreffende Entscheidungen trifft. Die Beratungen über Anliegen finden gemeinsam
statt. An den Veranstaltungen sind nur Männer beteiligt. Auch innerhalb der
Familie wirken traditionelle Modelle. Für die Kinder verstorbener
Familienangehöriger sorgen die Hinterbliebenen.